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Marek Jancovic
Assoziierte Doktorand_in

Misinscriptions: A Media Epigraphy of Image Errors

Was können Bildstörungen und Bildbeschädigungen über Mediengeschichte aussagen?
In Anbetracht von Laura U. Marks‘ Beobachtung über Analogfilm, dass „die Emulsion selber den Verlauf der Zeit erinnert“ können Bilder wie palimpsestartige Oberflächen betrachtet werden, die ihre eigenen Erinnerungen an die Vergangenheit teilweise offenbaren und teilweise verbergen. Misinscriptions ist eine Archäologie von „poor images” (Hito Steyerl), von armen Bildern, die unscheinbare visuelle Störphänomene in der uns umgebenden Bildkultur als historische Spuren re-evaluiert. Zeichen des Zerfalls und der Degradation—etwa Spuren des Zeilensprungverfahrens, Bildflackern oder Kompressionsartefakte im digitalen Video—lagern  sich über Formatänderungen hinweg in bewegten Bildern ab und werden üblich als Verluste gesehen. Doch unter dem richtigen Blickwinkel sprechen sie auch über die Provenienz und Historizität medialer Objekte.
Dieses Promotionsprojekt untersucht die Möglichkeiten der Mediengeschichtsschreibung als einer materiell fundierten Analyse von Bildstörungen—eine Methode, die ich Medienepigraphik nenne, die Studie technologischer Einschreibungen. Anhand exemplarischer Fallstudien benutze ich “close readings” mehr und minder gängiger Störerscheinungen um vergessene und verschüttete Mediengeschichten zutage zu bringen. Insbesondere dient mir dieser Ansatz dazu, bislang vernachlässigte Rollen der Wissenschaft in der Mediengeschichte und die Rolle von Medien in der Wissenschaftsgeschichte zu befragen, darunter exemplarisch etwa die historischen Verstrickungen von Videotechnologie mit der Epilepsieforschung und der mathematischen Physik. Dabei verfolgt das Projekt stehts auch eine methodologische Fragekette: Was zählt überhaupt als Mediengeschichte? Wie kann diese geschrieben werden? Wie werden medientechnologische Veränderungen—etwa der Übergang zu verlustfreien Videoformaten in Archiven—den zukünftigen Zugang zur Mediengeschichte prägen?
Das letzte Kapitel wendet sich schließlich zeitgenössischen Aufbewahrungspraktiken zu und thematisiert die aktuell stattfindende Standardisierung „verlustfreier“ Videoformate, um sich kritisch mit unterschiedlichen und zum Teil widersprüchlichen Auffassungen von „Verlust“ im Archivwesen auseinanderzusetzen.
Methodologisch ist dieses Projekt zwischen Medienarchäologie und den science and technology studies angesiedelt, geht über diese aber auch hinaus. Einzelne Kapitel leisten zudem interdisziplinäre Beiträge an disability studies, die Archivwissenschaft sowie das emergente Forschungsfeld der Formattheorie.
Fig. 1:
Olympia (R. Leni Riefenstahl, 1938), DVD, Still
Fig. 2:
Wings of Desire (R. Wim Wenders, 1987), online, Still

Profil

Marek Jancovic ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.

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