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Marie Sophie Beckmann
Doktorand_In, erste Kohorte (2017-2020)

Spilling: Undoing the Cinema of Transgression

Ich beschäftige ich mich mit einem Korpus von Filmen, die als Super 8 oder 16mm Produktionen in der disziplinübergreifenden und kollaborativ arbeitenden New Yorker Kunst- und Filmszene der 1980er Jahre entstanden sind und unter dem Namen Cinema of Transgression bekannt wurden. Wenngleich Museen, Institutionen und Archive mittlerweile Interesse an diesem Korpus gefunden haben, hat eine wissenschaftliche Auseinandersetzung und eine kritische Reflexion bisher nicht stattgefunden. Was stattdessen in Kunst- und Filmdiskursen reproduziert wird ist das Narrativ einer subversiven Filmbewegung, deren oft sexuell explizite Inhalte und ‚billige‘ Produktionen sich über jegliche ästhetische und moralische Grenzen hinwegsetzen.

Ausgangsfrage meiner Arbeit war, wie sich dieses Narrativ umdeuten lässt, wenn der Blick statt auf die formalen und narrativen Elemente des Films auf die Produktions-, Ausstellungs- und Distributionsbedingungen gelegt wird, wenn die ‚gesäuberte‘ Geschichtsschreibung gewissermaßen durcheinandergebracht wird. Dafür betrachte ich das Cinema of Transgression in seinem breiteren historischen, kulturellen und institutionellen Gefüge und lasse es somit quasi über seine eigenen Grenzen hinaus laufen. Dafür erforsche ich die Spezifitäten der New Yorker Downtown Szene der späten 1970er bis frühen 1990er Jahre sowie die Verschränkung von Filmproduktion mit anderen künstlerischen und Szene-Aktivitäten wie Performance, Festivalorganisation, Magazinpublikation und Videodistribution.

Was sich durch die Ergebnisse meiner Forschung abbildet ist nicht nur ein komplexeres, vielschichtigeres Narrativ des Cinema of Transgression selbst sondern schlägt auch Ansätze vor, wie sich Film als Teil von vielfältigen, oft unordentlichen, schwer greifbaren und sich ständig wandelnden Konfigurationen lesen lässt.

Fig. 1:
Screenshot aus Mommy Mommy Where's My Brain (Jon Moritsugu, USA 1986), British Film Institute.
Fig. 2:
Screenshot aus You Killed Me First (Richard Kern, USA 1985), Music Video Distributors, 1999.
Fig. 3:
Katrina Del Mar: Zedd, Squeaky & Kembra Pfahler in War Is Menstrual Envy, 1992.

Profil

Marie Sophie Beckmann studierte Medien- und Kulturwissenschaft in Düsseldorf und schloss das Masterprogramm Curatorial Studies – Theorie – Geschichte – Kritik an der Goethe-Universität und der Städelschule, Staatliche Hochschule für Bildende Künste, in Frankfurt am Main ab. Von September 2017 bis Oktober 2020 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin im Graduiertenkolleg „Konfigurationen des Films“ an der Goethe-Universität Frankfurt, anschließend war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Medienwissenschaft am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Goethe-Universität beschäftigt. Seit August 2021 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Kunst und visuelle Kultur an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg.

Als unabhängige Kuratorin arbeitet Marie Sophie Beckmann mit zeitgenössischem Film, Videokunst und feministischen Praktiken in der Kunst. Von Januar bis Juni 2021 war sie kuratorische Stipendiatin der Residence NRW+ in Münster.

 

marie.sophie.beckmann[at]uni-oldenburg.de

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