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Katharina Jost
Doktorand_In, dritte Kohorte (2023-2026)

Bewegte Bilder in Koffern. Home Movies deutscher AuswanderInnen in Venezuela reisen nach Europa und zurück.

Mein Promotionsprojekt hat Home Movies von Deutschen AuswanderInnen in Venezuela in den 50er- 70er Jahren zum Gegenstand. Den Ausgangspunkt des Forschungsprojektes bildet eine Familiensammlung, diejenige meiner eigenen. Es sollen insbesondere der Aspekt der internationalen Kommunikation und die Bewegung, in welcher jene Filme sich selbst befanden, untersucht werden. Ebenso von Interesse ist die transformierte Bedeutung, welche die über den Atlantik gereisten Filme in einer anderen Gesellschaft (Nachkriegsdeutschland) erhielten. Eine der Fragen des Projekts geht der Doppelfunktion der from Home to Home Movies nach, wie ich sie nenne, da sie wie Film Briefe nach Europa gesendet wurden. In ihnen hat sich ein Dialog mit dem/der europäischen BetrachterIn manifestiert. Sie fungieren einerseits als Trägermaterial für eigene Familienerinnerungen und gleichzeitig als Dokumentation für andere über ein Leben in Südamerika. Weitere Gegenstände der Auseinandersetzung sind die gezeigten Orte und der Raum zwischen ihnen, sowie die Selbstbilder der deutschen AuswanderInnen. Diese Filme waren Teil eines größeren Netzwerkes von transatlantischem Import und Export und eines Wissenstransfers (Salazkina 2016), welcher hier auch mit Fragen nach anderen Objekten, welche im Zusammenhang mit ihnen stehen, nachgezeichnet werden soll. Das Geweih im Wohnzimmer im Bezug zum Jagd-Film, die Darstellung des Schiffes im „Dazwischen“ auf dem Weg von Europa nach Venezuela, bei den Großeltern in Hamburg an der Wand, sind ebenfalls Gegenstände in Beziehung zu den Home Movies. Wie kamen die Bilder aus der Karibik ins deutsche Wohnzimmer? Was ist hier eigentlich der Urlaubsfilm? Wo ist der Film? In diesem Fall in Koffern, Plastiktüten, einem Wandschrank und im Moment in einem Schreibtisch in Frankfurt am Main.

Fig. 1:
Screenshot aus Dieters Farm II Teil 1958 (Home Movie, 1958) priv. Archiv.
Fig. 2:
Die Großeltern halten Eis in die Kamera. Screenshot aus Eltern [… ] Bellevue Winter 1956 (Home Movie, 1956) priv. Archiv.
Fig. 3:
Photographie Wohnzimmerwand Griestrasse, Hamburg (Fotoalbum, 1950er) priv. Archiv.

Profil

Katharina Jost ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Graduiertenkolleg „Konfigurationen des Films“ und Doktorandin an der Goethe Universität, Frankfurt am Main. Sie hat an dieser und an der Universität Wien Theater-, Film- und Medienwissenschaften und Kunstgeschichte studiert. Seit 2013 arbeitet sie als freie Mitarbeiterin für das DFF (Deutsches Filminstitut & Filmmuseum). Für dieses hat sie u.a. Texte für eine Online-Ausstellung verfasst, in Podcasts Objekte der Sammlung vorgestellt und orientalistische Motive auf Laternen-Bildern des Hauses aufgearbeitet. Neben ihrer akademischen Laufbahn war sie auch an künstlerischen Projekten beteiligt, z.B. einem eigenen Dokumentarfilmprojekt. Ihre Forschungsthemen sind u. a.: Projektionen, (Post-) Kolonialismus, Home Movies, Amateurfilm, Identitäten von AuswanderInnen, Exotismus, (virtuelle) Reisen.

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