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Josefine Hetterich
Assoziierte Doktorand_in

Remembering Queer Futures

Remembering Queer Futures beschäftigt sich mit dem Film und Video Archiv des queeren AIDS Aktivismus der 1980er und 90er Jahre und den Modi queerer Kulturproduktion, durch die dieses Archiv seitdem (neu) animiert wurde. Die dringende Notwendigkeit im Angesicht von Tod, gesellschaftlicher Gleichgültigkeit und Fehlinformationen in den Mainstream Medien die Bewegung zu dokumentieren, führte zu einem umfangreichen „Archive of Feelings“ (Ann Cvetkovich 2003), das die alltäglichen Praktiken von Widerstand und world-making aufzeichnet, die in Reaktion auf die AIDS-Krise entstanden sind. Seit etwa 2008, gibt es einen erneuten Anstieg der kulturellen Produktion im Zusammenhang mit HIV / AIDS, der von Ted Kerr als „AIDS Crisis Revisitation“ bezeichnet wird. Kulturschaffende und Theoretiker*innen widmen sich diesen Materialien erneut, um an die frühen Tage des AIDS-Aktivismus zu erinnern, aber auch um sich mit AIDS als anhaltende Krise in der Gegenwart auseinanderzusetzen.

Ich argumentiere, dass einige dieser audiovisuellen Arbeiten durch die Mobilisierung spezifischer Montage- und Ausstellungspraxen lineare Zeitlichkeiten durcheinander bringen und eine culture of relational possibility p/re/inszenieren, die bezeichnend ist für die Sozialität des radikalen queeren Aktivismus in den 80er und 90er Jahren. Gemeint ist damit eine Vielfalt an queeren Beziehungsformationen und Sorgegemeinschaften, die sich jenseits heterosexueller Normen und biologischer Familienkonzepte verorten. Auf diese Weise stellen sich diese Arbeiten einem AIDS Archiv entgegen, das ausschließlich als Dokument von Trauma, Trauer und Wut fungiert. Sie positionieren stattdessen liebevolle und fürsorgliche Praktiken des queer world-making als utopische Momente in der Vergangenheit und unterwandern damit konventionelle Fortschrittsnarrative, in denen die angeblich befreite Gegenwart erst durch die Überwindung der tragischen Vergangenheit entsteht. Diese Arbeiten bringen eine Reihe von Affekten hervor, die ich durch das Konzept von utopischer Nostalgie untersuche — eine Sehnsucht, die sich nicht primär an dem, was war, sondern an dem, was einst für möglich gehalten wurde, orientiert. Dabei betrachte ich queere Zuschauer*innenschaft als affektive spekulative Praxis, durch die zeit- und generationen-übergreifende Verbindungen, Formen queerer Relationalität und Reziprozität, sowie Visionen eines otherwise generiert und zirkuliert werden.

Profil

Josefine Hetterich absolvierte ihr Bachelorstudium der Theater-, Film- und Medienwissenschaft und Soziologie an der Goethe-Universität Frankfurt. Ihr Masterstudium “Gender, Media and Culture” schloss sie am Goldsmiths College, London, ab. Derzeit ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin im Bereich der Filmwissenschaft am Institut für Theater-, Film- und Medienwissenschaft der Goethe-Universität. Ihre Forschung bewegt sich an der Schnittstelle von queerer Kultur und Theorie, Feminismus, Critical Race Theory und Affect Studies mit einem Fokus auf kritische und kreative Methodologien. In ihrer Dissertation untersucht sie unter dem Titel Remembering Queer Futures audiovisuelle Dokumente des AIDS Aktivismus, queere Erinnerungspolitiken und Zeitlichkeiten, sowie queere Beziehungsformationen und Sorgegemeinschaften. Ihre Lehre orientiert sich an intersektionaler, feministischer und dekolonialer Pädagogik und deren Kritiken hegemonialer Wissensproduktion.

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