Aushandlungssache(n). Körpertechniken an der Schwelle digitaler Spiele
Der Kontakt mit Videospielen setzt – jedenfalls zeitweilig – den Aufenthalt auf (selten nur) einer Schwelle voraus. Vorspann-Sequenzen, Tutorials, Charakter-Editoren, Bedienschemata und -anleitungen, Tech Demos und auch Eingabegeräte sind eine kleine Auswahl solcher Kontaktzonen. Videospiele scheinen nie nur einen Anfang zu haben. Aber was geschieht auf der Schwelle? Ganz grundsätzlich haben wir es dort mit Verhandlungs- und Vermittlungsprozessen zu tun. Auf der Schwelle werden Spielregeln ausgehandelt oder zur Disposition gestellt, spielmechanische und narrative Logiken etabliert; Spiele präsentieren sich als Kurzfilme, Puppenhäuser oder als Bausätze; es werden Erwartungen und Fantasien geweckt; Positionen stabilisiert oder verworfen. Auf der Schwelle tun sich Möglichkeitsräume (bisweilen auch Abgründe) auf und werden gleichsam beschnitten.
Ausgangspunkt meines Dissertationsprojekts ist Gérard Genettes Umschreibung von Paratexten als Schwellen. Als Denkfigur unterläuft die Schwelle binärlogische Unterscheidungen von Innen und Außen, Spiel oder Nicht-Spiel. Sie ist der Ort, an dem narrative und spielmechanische, wie auch Produktions- und Distributionslogiken sichtbar werden – Logiken, die sich selten in den Grenzen von Einzelmedien bewegen, sondern im Medienverbund begriffen werden müssen.


Profil
Laura Laabs ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach und ab dem Wintersemester 25/26 an der Universität Freiburg. Derzeit beschäftigt sie sich schwerpunktmäßig mit Praktiken und Körpertechniken beim Computerspielen. Dazu schreibt/spielt sie in ihrer Dissertation u. a. mit Reißverschlüssen, Pappkartons, Gesichtern, Taschen, Wetterkarten und Postboten. Sie unterrichtet im Bereich Medientheorie (Offenbach) bzw. Medienkulturwissenschaft (Freiburg) und ist Teil der Redaktion von Paidia. Zeitschrift für Computerspielforschung. Laura Laabs war von 2020 bis 2023 Mitglied des Graduiertenkollegs.