Der Widerstand der Nacht gegenüber Kamerasystemen visualisiert sich in den produzierten Lichtbildern, da durch unzureichende Lichtverhältnisse eine medienspezifische Un/Sichtbarkeit des profilmischen Raums erfolgt. Entlang der technischen Bedingungen und der Weiterentwicklung von Filmkameras sollen die damit verbundenen ästhetischen und politischen Konsequenzen für Nachtbilder erörtert werden. Ich interessiere mich also dafür, wie Kamerasysteme operieren und welche visuelle Kultur der Nacht sie produzieren.
Die raum-zeitliche Expansion der Filmkamera gegen den Widerstand der Nacht ist dabei von einem stetig neu auszulotendem Wechselspiel materieller Potentiale und Restriktionen gekennzeichnet. Meine Forschung untersucht vom Frühen Film bis heute eine Bandbreite unterschiedlicher Nachtbilder und Kamerasysteme und richtet Spotlights auf relevante Umbrüche. Als Untersuchungsgegenstände nutze ich unterschiedliche Konfigurationen bewegter Bilder, die vom Frühen Film und analogen Kamerasystemen bis in das Digitale hinein reichen und in der Computer und Machine Vision münden.
Eine teleologische These, nach der die Nacht verschwinden wird, lässt nur eine vorprogrammierte Zukunft denken. Meine Dissertation hat das Ziel, diese Unausweichlichkeit zu reflektieren und alternative Zukünfte zu denken. Denn der Widerstand der Nacht darf nicht als rein technische Herausforderung entpolitisiert werden, sondern muss in Diskurse über Un/Sichtbarkeit, Blickregime und der Surveillance, also der unmittelbaren Anwendung von Kamerasystemen in der Nacht, verstanden werden. Am Ende steht die Frage: Was verliert wer, wenn die Nacht um ihre Dunkelheit gebracht wird?

Simon Schiller ist wissenschaftlicher Mitarbeiter im Graduiertenkolleg „Konfigurationen des Films“. Er studierte im B.A. Filmwissenschaft und Politikwissenschaft sowie im B.Sc. Wirtschaftswissenschaft an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, an welcher er ebenfalls seinen M.A. Filmwissenschaft absolvierte. Seine weiteren Forschungsinteressen liegen im Bereich der Phänomenologie und Filmerfahrung, der Queer Theory sowie Musikvideos und dokumentarischer Formate. Bei Pupille e.V. beteiligt er sich an der Programmplanung und stellt den Kinobetrieb sicher.