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Dennis Hippe
Doktorand_In, dritte Kohorte (2023-2026)

Zeugenschaft und Epistemologie im vulkanologischen Film. Das filmisches Wissen von Katia und Maurice Krafft

Das elsässische Vulkanolog*innenehepaar Katia und Maurice Krafft besuchte bis zum gemeinsamen Tod im Jahre 1991 über 300 Vulkane weltweit. Dabei beobachtete es mehr als 175 Eruptionen. Neben Daten für ihre wissenschaftlichen Fachartikel etwa zu Gas- und Temperaturanalysen sammelten die Kraffts auf ihren Exkursionen Bilder der eruptiven Vulkane. Die 16mm-Kamera war für sie ebenso wie geologische Messinstrumente integraler Bestandteil einer jeden Forschungsreise. So konnte ein Nachlass aus hunderten Stunden Filmaufnahmen und tausenden von Fotografien entstehen.

Meine Arbeit untersucht diesen erstmals aus filmwissenschaftlicher Perspektive und fragt nach der Rolle des filmischen Wissens in der Arbeit der Kraffts. Das Filmmaterial der Vulkanolog*innen dient dabei der Skizzierung einer Epistemologie des geologischen Filmens, einer Leerstelle im Forschungsdiskurs um den wissenschaftlichen Film. Dem Spannungsfeld zwischen naturwissenschaftlicher Forschung und dokumentarischem Filmen begegne ich aus Perspektive der medialen Zeugenschaftsforschung, um Verwobenheiten von media witnessing und szientistischer Erkenntnisgewinnung in der Methodologie der Kraffts beschreibbar zu machen. Schließlich wird das filmische Wissen der Vulkanolog*innen in den Filmarchiven in Verbindung zu anderen Aspekten ihres Werkes gesetzt, von ihren geologischen Fachbüchern, über ihre Fotografie-Ausstellungen bis hin zu den nach ihren Plänen errichteten vulkanologischen Freizeitpark „Vulcania“.

Fig. 1:
Scan aus Maurice Krafft: Führer zu den Vulkanen Europas. Bd. 1: Allgemeines, Island. Stuttgart: Enke, 1983, S. 144.
Fig. 2:
Still aus The Fire Within – A Requiem for Katia and Maurice Krafft (Werner Herzog 2022).
Fig. 3:
Still aus Fire of Love (Sara Dosa 2022).

Profil

Dennis Hippe ist wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand im DFG-Graduiertenkolleg 2279 „Konfigurationen des Films“ an der Goethe-Universität Frankfurt. Er studierte Filmwissenschaft und Audiovisuelles Publizieren an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Dort beteiligte er sich zudem am interdisziplinären Zusatzstudienprogramm Q+ und war an mehreren Einrichtungen und Professuren als wissenschaftliche Hilfskraft tätig. Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich des Dokumentarischen, des wissenschaftlichen Films, der medialen Zeugenschaft und der Produktion filmischen Wissens.

 

hippe[at]tfm.uni-frankfurt.de

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