Hybride Konfigurationen. Der Status des hybriden Bewegungsbildes im gegenwärtigen Mainstreamkino
Mein Dissertationsprojekt behandelt die Formate und Kombinationen des Live-Action- und Animationsfilms, die vorrangig als „hybride Bewegungsbilder“ im gegenwärtigen Mainstreamkino auftreten. Diese digitalen Konfigurationen fordern durch den Einsatz von Special Effects nicht nur zunehmend filmwissenschaftliche Genrekonzepte heraus, sondern diskutieren und hinterfragen den Status des Bewegungsbildes, sowie gängige Definitionen von traditionellen Filmkategorien, wie dem Animations- und Live-Action-Film. Die Tendenz einer sehr strengen und problematischen Dichotomie dieser Kategorien zeigt sich vorwiegend in der Sekundärliteratur und verhindert eine umfassendere Betrachtung der komplexen medialen Zusammensetzung und Geschichte dieser filmischen Verknüpfungen. Der Fokus dieses Forschungsprojekts liegt demnach auf der Untersuchung und Kontextualisierung von Begriffen wie Hybridität, digitaler Realismus und ausgewählten Realismus-Konzepten innerhalb der Filmwissenschaft. An dieser Stelle werden alternative Ansätze für die Theoretisierung, Einordnung und Historisierung hybrider Bewegungsbilder vorgestellt, die für die Film- und Medienkultur relevant sind. Unter anderem werden Filmbeispiele untersucht, in denen computergenerierte und realfilmische Darsteller aufeinandertreffen und interagieren, also Filme, die eine realistische Ästhetik sowie Strategien und Spielformen von vielseitigen Verknüpfungen des Animations- und im Live-Action-Films aufweisen. Es werden detaillierte Analysen und Diskussionen zu zeitgenössischen wie auch historischen Filmbeispielen vorgestellt, unter anderem King Kong (King Kong und die weiße Frau) (USA 1933), bekannt für die aufwendige Verknüpfung von Stop Motion- und Live-Action- Sequenzen, oder die Adaption der Planet der Affen-Reihe (USA 2011 – 2017) sowie Disney-Klassiker wie The Jungle Book (USA 2016) und The Lion King (Der König der Löwen) (USA 2019) und deren hyperrealistische Darstellung fiktiver Figuren und Welten. Diese Filme zeigen filmische und mediale Interaktionen, die in ihrer Komplexität ebenso innerhalb Diskurse zu Körperdarstellungen, dem Status des Animationsfilms, Technologien wie dem Motion und Performance Capture-, Rotoskopie und Stop-Motion-Verfahrens, sowie Special Effects neu eingeordnet und behandelt werden sollen.
Profil
Andrea Polywka absolvierte 2012 ihr Bachelorstudium der Kunstgeschichte, Musik- und Medienwissenschaft an der Philipps-Universität Marburg. 2013 erhielt sie einen Studienplatz im internationalen Masterprogramm Audiovisual Media and Cinema Studies (IMACS) an der Goethe–Universität Frankfurt, Université Paris Ouest Nanterre La Défense und an der Université de Montréal. Von 2017 bis 2020 war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin am Graduiertenkolleg „Konfigurationen des Films“ an der Goethe-Universität Frankfurt tätig. Seit 2020 ist sie Mitglied des wissenschaftlichen und von der DFG bewilligten Netzwerks „Animation and Contemporary Media Culture. Challenges and Potentials of Animation Studies in the Digital Era.“
polywka[at]em.uni-frankfurt.de