Guantánamo Frames
Guantánamo Frames untersucht vom US-Verteidigungsministerium und der Joint Task Force-Guantánamo produzierte und veröffentlichte Fotografien, Videos und andere mediale Objekte über das Gefangenenlager Guantánamo Bay. Diese Mediatisierungen sind nicht einfach „gegebene“ Objekte, die das Lager zeigen, „wie es ist“. Im Gegenteil: In den vier Kapiteln meiner Dissertation zeige ich auf, wie diese Objekte Produkte und Ergebnisse intensiver Planungs-, Produktions-, Distributions- und Rahmungsbemühungen der US-Regierung sind – und Betrachter*innen damit vor epistemologische und ethische Herausforderungen stellt.
Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Gefangenenlager bedarf einer Analyse der unterschiedlichen institutionellen Rahmen, die die US-Regierung eingesetzt hat, um unseren Blick auf das Lager und dessen Häftlinge zu reglementieren. In Anlehnung an Judith Butlers Auseinandersetzung mit den Rahmungen des Krieges, haben die Guantánamo Frames – seien sie visueller, technologischer oder institutioneller Natur – uns immer wieder „Beschränkungen hinsichtlich dessen [auferlegt, was über das Gefangenenlager] gehört, gelesen, gesehen, gefühlt und gewusst werden kann“.[1]
Meine Analysen kleiner medialer Objekte und ihrer framings zeigen jedoch auf, dass diese Rahmungen gleichzeitig wirkungsmächtig und brüchig sind. Ihre kleinen Fissuren haben sich als Ansatzpunkte für die Interventionen von MenschenrechtsanwältInnen, KünstlerInnen, JournalistInnen und den Gefangenen selbst gezeigt. Jeder Versuch des US-Verteidigungsministeriums, das Gefangenenlager wahrnehmbar zu machen und also symbolischen Profit aus ihm zu schlagen, führt über diese kritischen Interventionen und Analysen darauf, dass es „von seinem eigenen Versagen überschattet wird“.[2]
[1] Übersetzung RB. / Orig. “constraints on what can be heard, read, seen, felt, and known.” (Judith Butler, Frames of War: When Is Life Grievable? (London: Verso, 2009), 100.)
[2] Übersetzung RB. / Orig. “shadowed by its own failure.” (Ibid., 7.)
Profil
Rebecca Boguska absolvierte ihr Bachelorstudium der Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Universität Wien und ihr Masterstudium in den Fächern Theorie und Geschichte des Films und Gender Studies an der Universität Zürich. Von September 2017 bis Oktober 2020 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin und Doktorandin am DFG-Graduiertenkolleg „Konfigurationen des Films“ an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt. In ihrer Doktorarbeit untersucht sie vom US-Verteidigungsministerium und der Joint Task Force-Guantánamo produzierte und veröffentlichte Fotografien, Videos und andere mediale Objekte über das Gefangenenlager Guantánamo Bay. Seit November 2020 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Film-, Theater-, Medien- und Kulturwissenschaft in Mainz. In ihrem Folgeprojekt beschäftigt sie sich mit Bildern und Techniken der Küstenforschung.
rboguska[at]uni-mainz.de